Während meiner Ausbildungszeit müssen wir Therapiestunden besuchen. 130 Tanztherapie-Stunden um genau zu sein! Am Anfang dachte ich, was soll ich 130 Stunden erzählen oder machen! Ich habe ja (Gott sei Dank) keine wirklichen Probleme, Krankheit, Störungen oder eine schreckliche Kindheit oder schlimme Erfahrungen erlebt und bin einigermassen "normal". Nun denn, was muss, muss! Ich gehe schon seit 1.5 Jahren regelmässig in die Tanztherapie und ich liebe es! Ich schwöre, es ist wie Ferien! Nach jeder Stunde fühle ich mich leichter, klarer, wach und erholt. Ich habe gemerkt, wie gut mir diese Pause vom Alltag tut. Das tönt jetzt vielleicht etwas egoistisch, aber es ist eine Stunde alle 2 Wochen, in der es nur um mich geht. Ich habe mich in dieser Zeit so viel besser kennengelernt und völlig neue Seiten an mir entdeckt. Und es gibt noch so viel mehr über mich selbst zu erfahren. Es ist wirklich spannend, was alles plötzlich aufgedeckt wird und an die Oberfläche kommt. Wie gesagt, ich habe keine wirklichen Probleme und daher kann ich auch entspannt in jede Therapiestunde gehen. Habe ich aber mal ein Problem oder Sorgen, kann ich es dort lösen oder erforschen.
Ok, ehrlich gesagt, es ist nicht immer leicht! Ignorieren, wegschauen und sich nicht mit einem schwierigen Thema auseinandersetzen müssen, wäre manchmal viel angenehmer. Trotzdem sind diese Stunden wirklich ein Geschenk. Und sind wir es nicht wert, dass wir uns um uns selbst kümmern, uns weiterentwickeln, hinterfragen und uns mit uns selbst auseinandersetzen?
Probiert es aus! Es muss ja nicht gleich eine Therapie sein. Es gibt so viele Möglichkeiten, wie wir uns etwas Gutes tun und uns gleichzeitig mit unserem "Innern" beschäftigen können. Regelmässige Massage, Spaziergänge, malen, schreiben oder Sport... Einfach eine Tätigkeit, um die Gedanken zu sortieren oder neue Erfahrungen zu sammeln oder abzuschalten oder aufzutanken...
Ich auf jeden Fall sage ja zum (wohl dosierten) Egoismus und zu "me, myself and I"!